Blutgruppen und Rhesusfaktor

Auf Rhesusunverträglichkeit achten!

Jeder Mensch besitzt eine der Blutgruppen A, B, AB oder 0 sowie einen Rhesusfaktor, der je nach Vorhandensein oder Fehlen des Faktors D, eines Antigens auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, als positiv (Rh+) oder negativ (Rh-) bezeichnet wird.

Weshalb werden Blutgruppe und Rhesusfaktor bestimmt?

Ihr ungeborenes Kind hat Ihre genetischen Eigenschaften und die Ihres Partners geerbt. Es kann eine andere Blutgruppe und einen anderen Rhesusfaktor haben als Sie.

Falls rote Blutkörperchen des Fötus in den Blutkreislauf der Mutter gelangen, was im Rahmen von Blutungen oder im Zuge der Entbindung vorkommt, werden Sie vom mütterlichen Immunsystem als fremd erkannt und lösen die Produktion von Antikörpern (irregulären Agglutininen) aus. Diese Antikörper zirkulieren über lange Zeit im Blut und können bei einer weiteren Schwangerschaft die Plazenta durchqueren und die roten Blutkörperchen des Fötus zerstören. Folge ist eine fötale Anämie, die als Morbus haemolyticus neonatorum (MNH) oder fötale Erythroblastose bezeichnet wird.

Anti-Rh+ Antikörper

Ich bin zum ersten Mal schwanger - besteht ein Risiko?

Das hängt von Ihrem Rhesusfaktor und dem Ihres Partners ab:

*Anmerkungen: Es gibt neben den mit dem Rhesusfaktor zusammenhängenden (anti-D) noch weitere Immunisierungen (anti-E, anti-c, anti-C, anti-e, anti-Kell ...). Diese sind seltener und im Allgemeinen weniger schwerwiegend. Das Labor, in dem die Bestimmung Ihrer Blutgruppe erfolgt, wird Sie gegebenenfalls über entsprechende Befunde informieren und Ihre medizinische Fachperson wird Ihnen die Folgen sowie den Umgang damit erklären.

Glücklicherweise sind mütterlicher und fötaler Blutkreislauf getrennt, so dass rote Blutkörperchen des Fötus im Allgemeinen nicht ins Blut der Mutter gelangen. Während der Entbindung löst sich die Plazenta jedoch ab und das auf den roten Blutkörperchen eines Rh+-Kindes vorhandene Agglutinogen D führt im Blut der Mutter zur Bildung von Anti-D-Antikörpern. Dies bleibt für die aktuelle Schwangerschaft ohne Folgen, da die Antikörper das Kind nach der Geburt nicht mehr gefährden.

Besteht ab der zweiten Schwangerschaft ein Risiko?

Ab der zweiten Schwangerschaft ist eine Antikörperbestimmung aus den obgenannten Gründen unverzichtbar. Wenn Antikörper nachweisbar sind, hängt das Risiko im Allgemeinen von deren Menge ab. Je grösser diese ist, desto höher das Risiko. Bei geringen Mengen ist mit einer termingerechten Geburt ohne Probleme für das Kind zu rechnen (abgesehen von einer möglichen Gelbsucht). Hohe Mengen stellen hingegen eine Gefahr für den Fötus dar: Sie können eine Fehlgeburt, Frühgeburt oder fötalen Stress verursachen. In diesem Fall führt die Frauenärztin oder der Frauenarzt zusätzliche Untersuchungen durch (Ultraschall, Amniozentese), um das Ausmass der Hämolyse zu beurteilen und über das therapeutische Vorgehen zu entscheiden.​​​​​​​

Gibt es eine vorbeugende Behandlung?

Das Behandlungsprinzip besteht darin, Rh-negativen Frauen, bei denen keine Rh-Antikörper nachweisbar sind und die ein Rh-positives Kind erwarten, Anti-D-Gammaglobulin (Rhesus-Antikörper, Rhophylac®) zu spritzen. Diese Gammaglobulin-Antikörper zerstören während der Entbindung in den mütterlichen Kreislauf übergetretene rote Blutkörperchen des Fötus rasch. Das Immunsystem der Mutter hat somit keine Gelegenheit, eigene Antikörper zu entwickeln. Dank dieser sogenannten Anti-D-Prophylaxe besteht bei weiteren Schwangerschaften mit Rh-positiven Kindern keine Gefahr.

Zusammenfassend: Was ist zu tun?

Vor jeder bzw. anlässlich der ersten Schwangerschaft sollte überprüft werden, ob Sie bereits Trägerin irregulärer Antikörper sind (dies könnte z.B. durch eine unbemerkte Fehlgeburt geschehen sein).

Zu Beginn jeder weiteren Schwangerschaft muss eine erneute Suche nach irregulären Antikörpern durchgeführt und im Verlauf der Schwangerschaft mehrmals wiederholt werden. Wenn Sie Rh-negativ sind und Ihr Partner Rh-positiv ist, kann das Labor anhand einer einfachen Blutprobe von Ihnen den Rhesusfaktor des Fötus ermitteln - sprechen Sie darüber mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt!

Bei Blutungen in der Schwangerschaft oder nach jeder Entbindung müssen Rh-negative Frauen eine Anti-D-Injektion erhalten. Diese Anti-D-Prophylaxe muss auch nach einer extrauterinen Schwangerschaft, Fehlgeburt, Abtreibung, Blasenmole, einem Abort, einer Vaginalblutung, Cerclage, Chorionzottenbiopsie, Amniozentese, einer Bauchverletzung (Sturz oder Verkehrsunfall) und jedem anderen Geschehen durchgeführt werden, das zu einer Vermischung von mütterlichem und fötalem Blut geführt haben könnte.